Wenn aus dem Besucher ein Resident wird, …

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… dann braucht man plötzlich einen NYer Führerschein. Dies gilt für Leute, die einen Führerschein aus einem anderen US Bundesstaat haben genauso, wie für Ausländer, die einen ausländischen Führerschein haben. 

Also befrage ich die Internetseiten des Department of Motor Vehicles. Es ist gar nicht so leicht, da der Führerschein hier gleichzeitig als eine Art Paßersatz eine Identifizierungsfunktion erfüllt. So muß man zunächst ein Learner’s Permit beantragen (auch wenn man bereits Fahrerfahrung hat). Zum Erhalt dieses Permits muss man sich ausweisen. Dazu reicht natürlich nicht der Reisepaß. Nein, man muss eine Anzahl verschiedener Dokumente vorlegen, die nicht nur die Identität, die Geburt, sondern auch den Wohnort belegen. Den Wohnort weißt man z.B. durch eine Abrechnung des Stromanbieters oder einen Scheck (auf den Schecks steht nicht nur der Name, sondern auch die Adresse) nach. 

Nachdem man identifiziert und fotographiert wurde, ist der schriftliche Führerscheintest abzulegen. Auf einem Blatt sind mit einem Bleistift bestimmte Felder auszumalen. Natürlich hört sich dies jetzt alles sehr unkompliziert an. Wir wären nicht in den USA, wenn man nicht zunächst vor der Führerscheinstelle anstehen müsste, um dann an der Information anzustehen, um dann für das Bild anzustehen, um dann für den Test anzustehen, um dann erneut anzustehen, damit die Dokumente erneut geprüft werden können. Anschließend bekommt man sofort ein temporäres Permit. Mit diesem kann man allerdings den praktischen Test nicht ablegen, da dieser kein Bild enthält. Folglich könnte der Fahrprüfer nicht überprüfen, ob man tatsächlich die Person ist, die auf dem Permit steht.

Also muss man zunächst auf das Permit mit Bild warten. Ich habe einen Brief bekommen, dass mein (digital) aufgenommenes Bild nicht schön ist und ich deswegen erneut zu erscheinen habe. Also musste ich wieder anstehen, um an einer anderen Stelle anzustehen, um dann für ein Foto anzustehen und anschließend wieder auf einen anderen Beamten zu warten, der erneut meine Dokumente zur Identifikation prüfen musste. 

Zwischendurch musste ich noch einen 5 stündigen Kurs in einer Fahrschule absolvieren, wo einem Filme aus des 60er und 70er Jahren erklärten, dass man keine Drogen nehmen und vorsichtig fahren muss. Anschießend hatte man einen kleinen schriftlichen Test zu bestehen.

Jetzt hieß es wieder einen Termin für die praktische Prüfung zu vereinbaren. Nach 4 bis 8 Wochen bekommt man einen Termin und muss entweder in der Bronx, Brooklyn oder Staten Island erscheinen. An einer Straßenecke reiht man sich in eine Schlange ein und wartet auf den Prüfer. Dieser ist der Inbegriff von Freundlichkeit und ließt mit einem Gerät den Barcode vom Permit und der Autozulassung ein. Anschließend fährt man einmal um den Block, parkt zwischendurch ein und muss eine Drei-Punkt-Wende absolvieren, bevor man erneut einen temporären Führerschein erhält. Dieser kommt wie ein Parkticket aus dem Gerät des Prüfers und ist aus Termopapier. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Zettel die 90 Tage durchhält, für die er gültig ist. In dieser Zeit sollte es der “neue” Führerschein mit Bild schaffen, per Post zu kommen. Glücklicher Weise konnte mein Bild vom Permit insoweit ebenfalls verwendet werden.

Jedenfalls kann ich jetzt verstehen, warum eigentlich niemand so wirklich richtig Auto fahren kann. Lernen muss man es vor der Prüfung nicht wirklich und geprüft werden am Ende auch mehr die Dokumente und die Nerven, als das Fahrkönnen. Es lebe die Bürokratie …